Sonntag, 11. November 2012

Migraine

Migraine. Jeder zehnte ist betroffen

Was löst Migraine aus ?

Streß, Schlafstörungen, Rotwein, Käse, Schokolade bis hin zum Wetter. All das soll diesen schlimmen Kopfschmerz auslösen. Aber was stimmt wirklich?

Migraine gehört zusammen mit dem Spannungskopfschmerz zu den häufigsten"primären Kopfschmerzen". Primär bedeutet hier: der Kopfschmerz selbst ist die Erkrankung, die Ursache ist noch nicht sicher bekannt. Im Gegensatz zum sekundären Kopschmerz der z.B. nach Verletzungen, durch andere Erkrankungen oder Medikamente ausgelöst werden kann und eine klare Ursache hat.
Seit Jahrzenten versucht man der Ursache und den Auslösern der Migraine auf die Spur zu kommen. Aber bis heute bleibt beides eher im Dunkeln. Neue Untersuchungen wollten zumindest Licht das Dickicht der angeschuldigten Migraineauslöser (Trigger) bringen. Hier die neuesten Erkenntnisse:

Streß: 
jeder empfindet Streß unterschiedlich. Jeder empfindet etwas andres als stressig oder belastend.Und daran hapert es auch in den Untersuchungen. Es gibt nur eine, die hinterfragt, was das für jeden einzelnen Teilnehmer genau bedeutet. Es zeigte sich, daß weder Ärger im Familien- oder Liebesleben, bevorstehende schlimme Ereignisse noch Geldsorgen als Trigger angesehen werden können. Nur die "zu hohe Arbeitsbelastung" konnte als gemeinsamer Nenner und Auslöser von Migraineattacken dingfest gemacht werden. Immerhin scheinen Ruhephasen die Anfallsgefahr zu erhöhen. Das liege am Abfall des Streßhormones Cortisol in der Entspannungsphase. Aber ganz sicher ist das auch noch nicht.

Schlafstörungen:
auch das fällt weg. Zwar wachen viele Betroffene vorallem morgens mit Migraineschmerzen auf und viele haben auch Schlafstörungen. Aber es konnten keine sicheren Hinweise dafür gefunden werden, daß zu kurzer oder zu langer Schlaf als Verursacher gelten können. Migraine trat in beiden Fällen auf.

Nahrungsmittel:
Rotwein, Käse, Schokolade. Hier soll das Abbauprodukt der Aminosäure Tyrosin, das Tyramin für den Schmerz verantwortlich sein. Viele Migrainegeplagte weichen deshlab z.B. auf Weißwein aus. Der enthält allerdings noch viel mehr Tyramin als der Rote, wird aber besser vertragen. 
Käse und Schokolade zeigten in systematischen Untersuchungen keinen nachweisbaren Zusammenhang mit der Migraine. Auch das oft angeschuldigte Glutamat in chinesischem Essen ist unschuldig. "So viel Glutamat, wie man zum Auslösen einer Migraineattacke braucht, ist definitiv in keinem chinesichen Gericht enthalten!". Das sagt Lars Neeb von der Klinik für Neuologie der Charité Universitätsmedizin Berlin. Und auch für nitrit- und histaminhaltige Lebensmittel wie Wurst und Milchprodukte seien unschuldig. Eine spezielle Migrainediät hält er deshalb für überflüssig.

Gerüche:
zwar klagen gut die Hälfte der Patienten über Geruchsempfindlichkeiten (Osmophobie) z.B. gegen Parfum. Aber ob es sich hier um einen meigrainebegünstigenden Faktor oder um einen Migrainevorboten (Prodromi) handelt, konnte bisher nicht geklärt werden.

Gibt es wenigstens einige gesicherte Zusammenhänge?

Ja, die gibt es!

Ernährung:
Als klar migrainefördernd hat sich der Ramadan entpuppt. Nahrungs- und Flüssigkeitsentzug verdreifachen die Anfallshäufigkeit. In Studien berichten Moslems von einer Steigerung von durchschnittlich 3 auf 9 Anfälle im Vergleich zu den Vormonaten, wenn sie am Ramadan teilnehmen.
Nun sind Sie vielleicht gar kein Moslem. Trotzdem kann Ihnen dieses Ergebnis nutzen. Regelmäßig Essen und Trinken könnte auch bei Ihnen helfen, die Anfallshäufigkeit zu senken. 
Sollten Sie eine Diät planen, dann ist einfaches Hungern sicher nichts für Sie!

Wetter:
Sonne, Temperatur, Feuchtigkeit und Wetteränderung. Dazu gibt es eine Fülle von Untersuchungen. Leider mit uneinheitlichem Ergebnis. Prof. Meßlinger von der Uniklinik Erlangen konnte aber nachweisen, daß das Heraufziehen eines Gewitters ein Trigger sein kann. Sinkt also der Luftdruck, dann steigt die Anfallshäufigkeit.  Auch helles Licht hat sich als auslösender Faktor bestätigt. Es steigert die Empfindlichkeit der schmerzauslösenen Zentren im Gehirn und kann so den Kopfschmerz auslösen.

Gibt es auch etwas das die Anfallshäufigkeit der Migraine senken kann?

ja, auch das gibt es! Trinken Sie Bier statt Wein! Der Gerstensaft senkt als einziges "Lebensmittel" die Warscheinlichkeit eine Migraine zu bekommen. Eine gute Nachricht für unsere bayrischen Landsleute. In Bayern soll Bier ja als Lebensmittel gelten. Ob dort die Migraine seltener ist, als im übrigen Bundesgebiet hat Herr Prof. Meßlinger allerdings noch nicht untersucht.

Behandlung:

Hier unterscheidet man zwischen akuter und vorbeugender (prophylaktischer) Behandlung.

1.: In der akuten Situation klagen viele über Übelkeit oder Erbrechen. Das sollte als erstes behandelt werden. Nimmt man nur die "Kopfschmerztabletten" und muß dann spucken, können diese dann natürlich auch nicht helfen.
Also zuerst Metoclopramid (MCP) oder Domperidon einnehmen. Dann mindestens 20 min wrten und dann die eigentliche Migrainetablette nehmen.

2.: bei leicht bis mittelgradigem Kopdschmerz kann Acetylsalicylsäure (ASS), Novaminsulfon, Paracetamol, Diclofenac oder Ibuprofen helfen.
Helfen diese nicht, so werden Medikamente aus der Gruppe der Triptane gegeben. Am Besten untersucht ist wohl Sumatriptan. Triptane müßen eventuell 2x tgl. genommen werden, sollte der Migrainekopfschmerz nach ein paar Stunden nochmals auftauchen (Wiederkehrschmerz).

Prophylaxe:

Vorbeugend werden ß-Blocker gegeben (Propanolol, Metoprolol), oder der Calciumantagonist Flunarizin gegeben.
Bei Migraine bei der Periode (Menstruelle Migraine) kann Naproxen 500 2x tgl. 4 Tage vorher bis 3 Tage nachher versucht werden.

Neue Medikamente:

In Deutschland ist nun ein ganz neues Medikament erhältlich. Es wirkt gegen einen bestimmten Rezeptor und kommt aus der Gruppe der Antikörper. Der Antikörper heißt Ecenumab, der Handelsname des Medikamentes ist Aimovig
Der Antikörper richtet sich gegen den Rezeptor, des sog. CGR-Peptides.
Wer es genauer wissen will: im Aimovig Link oben kann man genaueres erfahren.
Das neue Medikament kann beim Erwachsenen eingesetzt werden um sowohl episodische Migraine  als auch chronische Migraine (mindestens 4 Anfälle/Monat) zu behandeln. Es wird 1x monatlich unter die Haut gespritzt.



Autor: b.reiß-team dr.redu
Quellen:
medical tribune
Ärzteblatt
DAZ online
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